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PRESSE – BINNENSCHIFFAHRT 07-2022

NPRC: Stark und innovativ unterwegs

Seit zwei Jahren steht Femke Brenninkmeijer an der Spitze der Genossenschaft NPRC. Im Interview spricht die CEO der drittgrößten Reederei auf europäischen Gewässern über ihre bisherigen Erfahrungen und künftige Projekte.

Bevor Brenninkmeijer vor zwei Jahren zur NPRC kam, war sie Leiterin der Abteilung Energie, Fracht und Offshore im Amsterdamer Hafen. Dort war sie verantwortlich für die erfolgreiche Transformation in den Bereichen Rohstoffe, Markterweiterung, Nachhaltigkeit und Diversifizierung. Bei der NPRC, einer Genossenschaft mit rund 145 Mitgliedern, hat sie die Nachfolge von Stefan Meeusen angetreten, der die Organisation zehn Jahre lang geführt hatte.

Gefragt, wie denn nach zwei Jahren ihr Rückblick ausfällt und ob sich ihre Erwartungen bislang erfüllt haben, muss Brenninkmeijer nicht lange nachdenken. Daran gewöhnt, eher langfristig Aufgaben anzugehen, sei die Arbeit bei der NPRC sehr viel kurzfristiger angelegt und dadurch ein wenig hektischer. »Aber an Projekten zu arbeiten, die man direkt miterleben kann und unsere Schiffe fahren zu sehen, ist eine neue schöne Erfahrung«, sagt sie.

Viele Projekte hätten eine kurze Laufzeit, aber es gebe zudem Arbeit an langfristigen Visionen, bei denen weitere Beteiligte mitgenommen werden müssen. »Auch das macht mir Spaß.«

Die NPRC ist eine sogenannte Cooperative, vergleichbar mit einer Genossenschaft in Deutschland und in vier Ländern operativ tätig. Auf der einen Seite stehen rund 30 Großkunden wie Heineken, Covestro, Tata Steel, CBR (Heidelberg Cement) oder Nobian, auf der anderen die rund 150 fest angeschlossenen Mitglieder der NPRC. Darunter befindet sich auch ein deutscher Partikulier. Hinzu kommen 50 Schiffe, die bei Bedarf dazugenommen werden. »Wir haben also insgesamt 200 Schiffe täglich im Einsatz«, beschreibt Robert van Vliet, Commercial Development Manager bei NPRC.

Die NPRC schließt Verträge mit den Kunden und schaut, auf welches Mitglied der gefragte Transport am besten passt. Es gebe aber auch langfristige Verbindungen zwischen Kunden und Partikulieren oder Teilen der Flotte (ca. 15 %).

»Innerhalb ihrer Verpflichtung, für die NPRC zu fahren, bestimmen unsere Mitglieder selbst, für wen sie was transportieren«, sagt van Vliet. Bei der Ladung handelt es sich zu 80% um trockene Bulkladung und zu 20 % um Container und Projektladung.

In den Niederlanden ist, bezogen auf die Binnenschifffahrt, das Wort »Transitie« ein gängiges Schlagwort. Femke Brenninkmeijer erhofft sich vom »Wandel« einen Schub für die Branche. »Die Binnenschifffahrt muss innerhalb der Logistikkette einen neue, eine andere Wertschätzung erfahren. Das muss sich auch in besseren Preisen zeigen.«

Die Binnenschiffer müssten viel Geld in die Modernisierung der Schiffe und die Verbesserung der Umweltbilanz investieren. Dazu kämen die Herausforderungen der Digitalisierung. »Leider ist es noch nicht so, dass für saubere Schiffe eine höhere Fracht bezahlt wird. Solange das nicht so ist, brauchen wir dringend die Unterstützung durch den Staat«, fordert Brenninkmeijer. Das gelte zumindest so lange, bis man zum Beispiel mit Motoren nach Stufe V auskömmliche Raten erzielen könne.

Auch mit Blick auf den drohenden Personalmangel müsse etwas passieren. »Der Logistiksektor und vor allem die Binnenschifffahrt müssen gerade für junge Menschen attraktiver werden.« Wenn aber immer mehr Liegeplätze verschwinden würden und eine soziale Teilhabe während der Ruhezeiten dadurch nicht möglich sei, sei das kontraproduktiv. Auch an solchen Themen müsse man arbeiten.

Ein aktuelles Beispiel für innovative Projekte ist das demnächst mit Wasserstoff betriebene Schiff »Antonie« des NPRC-Partikuliers Harm Lenten. Die Idee sei letztlich beim Verlader, dem Chemiekonzern Nobian, entstanden, wo Wasserstoff als Nebenprodukt in der Produktion anfällt. »Wir haben dann gemeinsam nachgedacht, ob man das im Schiff verwenden kann. In einer Mitgliederversammlung habe man dann in die Runde gefragt, wer Interesse an diesem Projekt habe. »Da ging der Arm von Harm Lenten nach oben.« Ohne einen 10-Jahres-Vertrag mit Nobian und ohne staatliche Förderung wäre dieses Projekt nicht zu finanzieren, sagt die NPRC-Chefin. Allein das Schiff kostet 10 Mio. €, dazu kommen Ausgaben für die Infrastruktur.

Ähnliches gilt auch für das Projekt unter dem Stichwort »Covestro«. Auch hier geht es um Wasserstoff als Energieträger, zusätzlich kümmert sich die NPRC aber auch um die Vorratshaltung beim Kunden und die dahinter liegende Logistikkette. »Wir sind dafür zuständig, dass zu jeder Zeit ausreichende Mengen an Rohstoffen verfügbar sind. Ob wir das mit drei oder mit sechs Schiffen erreichen, überlässt uns der Auftraggeber. So einen Auftrag kann ein einzelner Partikulier gar nicht erfüllen«, sagt van Vliet.

Ohnehin steht das Thema Digitalisierung bei der NPRC hoch auf der Agenda. Die selbst entwickelte Web-Applikation »IBarge« habe man für die Verwendung durch Dritte freigegeben, die weitere Entwicklung ausgelagert. »Wir wollen damit eine Art Standard setzen. Und schon jetzt arbeiten sieben Firmen mit dieser Software, da sind auch große Akteure dabei«, so Brenninkmeijer.

Die Frage, ob die NPRC und ihre Mitglieder für die Zukunft gut aufgestellt seien, beantwortet die Managerin in der ihr eigenen Art: »Wir probieren, jeden Tag gut zu sein und gleichzeitig nach vorn zu schauen. Was wir gestern angenommen haben, müssen wir morgen schon wieder überprüfen«, skizziert sie die Schnelllebigkeit der Zeit.

Gleichwohl sei es für die Zukunft wichtig, junge Menschen für die Binnenschifffahrt zu begeistern und ihre Binnenschiffs-Ausbildung weiter zu verbessern. Gutes Personal werde eine dauernde Herausforderung bleiben. Wichtig sei deswegen auch, die menschliche Seite im Geschäftsalltag nie aus dem Auge zu verlieren.

Auf weitere Trends angesprochen, klingt eher Zurückhaltung durch. Ansätze für ein (teil)-autonomes Fahren, wie es beispielsweise von Sea-Far im benachbarten Belgien bereits erprobt wird, sieht Brenninkmeijer für ihre Partikuliere nicht als die Lösung an, um Personalprobleme kurzfristig zu lösen. »Man kann damit die Fahrtzeit von 12 auf 16 Stunden erhöhen, aber ich weiß nicht, ob das für unsere Mitglieder die richtige Lösung ist.« Man sei aber mit Seafar im Gespräch und werde die Entwicklung weiter interessiert beobachten. langfristig könne die Branche durchaus von solchen technologischen Schritten profitieren.

Um mehr Ladung von der Straße auf das Schiff zu bekommen, setzt Brenninkmeijer auf einen besseren Wissens- und Datenaustausch mit den Kunden. Beim Abtransport der diesjährigen Zuckerrübenernte habe man ein Pilotprojekt gemeinsam mit den Verladern gestartet. Letztlich seien aber auch politische Vorgaben der nationalen Regierung und der EU nötig, um mehr Güter aufs Binnenschiff zu bekommen. Ein verbesserter Modal Shift gehe leider nicht auf Knopfdruck.

Angesichts des absehbaren Endes der konventionellen Verbrennermotoren und fossilen Kraftstoffe erwartet die NPRC-Chefin für die Binnenschifffahrt künftig einen Mix verschiedener Antriebssysteme. Ein Teil der Flotte werde mit Wasserstoff fahren, ein anderer Teil elektrisch, wiederum andere eine Kombination aus beidem. Aber auch die klassischen Dieselmotoren müssten noch sauberer würden und effizienter betrieben werden. »Denn ein Teil der Flotte wird auch in vielen Jahren noch mit Motoren fahren, die heute eingebaut sind, vielleicht dann aber mit saubereren Kraftstoffen.«

Der Branche insgesamt rät Brenninkmeijer zu mehr Selbstbewusstsein und zu mehr Kommunikation über ihre Vorzüge und die Entwicklung. »Zeigt doch allen, was wir für ein tolles Produkt innerhalb der Logistik haben. Zeigt eure Innovationen, damit sichtbar wird, was alles passiert«, richtet sie einen Appell an alle Kollegen im System Wasserstraße.

Vor allem mit den Verladern müsse man mehr kommunizieren und ihnen darlegen, »dass die Binnenschifffahrt Teil der Lösung ist und nicht Teil des Problems.« Ohne die Wasserstraßen wären viele Transporte nicht möglich, und dennoch werde vieles für selbstverständlich genommen. »Wir müssen den Nutzen und das Potenzial der Binnenschifffahrt immer wieder neu erklären«, postuliert Brenninkmeijer am Schluss fast ein wenig missionarisch.

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